Zum Inhalt springen Zum Menü springen
Zur Startseite
  • Sinn

  • Haltung

  • Wirkung

  • Wandel

  • Landwirtschaft

Stärkende Einflüsse

Innovationen

Gesellschaftliche Herausforderungen

Die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zwingen uns dazu, entsprechende Lösungsansätze zu entwickeln. Daher versuchen wir durch verschiedene Konzepte und Methoden auf die Herausforderungen aufmerksam zu machen und sie anschaulich darzustellen.

Ein Beispiel ist der Klimawandel, auf den wir einerseits mit unseren Finanzierungen und Investitionsangeboten reagieren und uns gleichzeitig auch politisch für den Klimaschutz engagieren. Wir sehen uns als GLS Bank als Mitglied der Gesellschaft und treten deshalb für die Interessen der Gemeinschaft ein.

Unsere Haltung zu den Sustainable Development Goals

Den Einen sind die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen vollkommen unbekannt, bei den Anderen ist selbst die englische Abkürzung SDGs bereits im Vokabular verankert. Wir möchten die SDGs im Folgenden kritisch reflektieren.

Die SDGs sind insofern positiv zu bewerten, als dass Sie

  • eine internationale Vereinbarung zu Nachhaltigkeit darstellt, die Entwicklungsleitlinien für alle Länder der Vereinten Nationen definiert und globale Partnerschaften sowie Engagement fordern.
  • Nachhaltigkeit a) im Einklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem verstehen; b) Industrie-, sowie Schwellen- und Entwicklungsländer mitdenken, c) unterschiedliche politische, wissenschaftliche, gesellschaftliche und privatwirtschaftliche Akteure auf d) nationalen, regionalen und lokalen Ebenen adressieren.

Die SDGs sind kritisch zu bewerten, als dass

  • die Bekämpfung von Klimawandel nicht explizit mitgedacht wird und diese in Konkurrenz zu einigen Zielen steht;
  • das Zusammenspiel der Ziele nicht ausreichend berücksichtig wird, sodass einzelne Ziele miteinander im Konflikt stehen oder unerwünschte negative Implikationen erzeugen;
  • die Erfüllung auf Basis von Freiwilligkeit zu wenig ambitionierten Maßnahmen und zu geringen Fortschritten führt;
  • die SDGs leicht zu Marketingzwecken im Sinne von Greenwashing (auch Rainbow-Washing oder SDG-Washing genannt) missbraucht werden können
  • Das Wachstumsdogma der Wirtschaft wird unkritisch fortgeführt und ein notwendiges systemkritisches Umdenken findet kaum Berücksichtigung;
  • Aspekte, die für die persönliche Entwicklung im Einklang mit Körper, Geist und Seele relevant sind, - wie z.B. Kultur – vernachlässigt werden.

Als GLS Bank werden wir die SDGs konstruktiv-kritisch begleiten und gemeinsam mit den Menschen der Gemeinschaft unsere Aktivitäten weiterhin auf die Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung ausrichten. Doch wir brauchen mehr – für eine Zukunft, die wir wollen!

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, lesen Sie nachfolgend unsere ausführliche Stellungnahme zu den SDGs.

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, lesen Sie nachfolgend unsere ausführliche Stellungnahme zu den SDGs.

193 Staaten - 17 Ziele - 169 Unterziele … Eine Agenda?

Über das Ja und Nein der Sustainable Development Goals aus Sicht der GLS Bank

Die SDGs – Was ist das eigentlich und wie sind sie entstanden?

Ende 2015 kamen gleich zwei internationale Vereinbarungen im Bereich der Nachhaltigkeit auf die gesellschaftlich-politische Agenda: In Paris verpflichteten sich 195 Länder mit dem Pariser Klimaabkommen zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2°C. Fast zeitgleich wurden im Rahmen der Agenda 2030 die SDGs von den Vereinten Nationen verabschiedet. Mithilfe von 17 Zielen und 169 Unterzielen wurden Entwicklungsleitlinien für alle Länder der Vereinten Nationen formuliert.

Als Nachfolger der sogenannten Millennium Development Goals setzen die SDGs erstmalig explizit auf die dezidierte Einbindung der Zivilgesellschaft und rufen nachhaltige Entwicklungsziele aus, die – im Gegensatz zu den Millennium Development Goals – sowohl für Industriestaaten als auch für Entwicklungs- und Schwellenländer Anwendung finden. Anstelle langjähriger disparater Entwicklungen in den Regionen der Welt treten globale Partnerschaften in den Mittelpunkt.

Die 17 Ziele sind thematisch ebenso breit aufgestellt, wie sie angewendet werden können: Keine Armut (1) und kein Hunger (2), hochwertige Bildung (4), Geschlechtergleichheit (5), nachhaltige Städte und Gemeinden (11) sowie Nachhaltige/r Konsum und Produktion (12) sind nur einige Ziele, die beispielhaft genannt werden können. Das übergeordnete Ziel ist ein Wirtschaftswachstum, das im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischen Grenzen der Erde steht und Wachstum von Ressourcenverbrauch entkoppelt. Nachhaltige Entwicklung wird dabei als eine ganzheitliche Entwicklung im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinn verstanden.

Doch anders als zu vermuten ist, richten sich die SDGs nicht nur an Regierungen, sondern ebenfalls an die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und die Wissenschaft. Primär beziehen sie sich auf die Ebene der Nationalstaaten. Die regionale und lokale Ebene ist allerdings ebenso relevant. Gemeinsam sollen Lösungen von verschiedenen Akteuren auf unterschiedlichen Ebenen entwickelt, erprobt und umgesetzt werden – das alles bis 2030.

Sustainable Development Goals: Was passiert heute?

Seither ist vieles passiert und doch hat sich scheinbar nicht wirklich etwas getan: Wollten wir nicht CO2- Emissionen reduzieren und die globale Erderwärmung auf 1,5°C bis maximal 2°C begrenzen? Statt zu sinken, stiegen die CO2-Emissionen von 2015 bis 2019 um mehr als 4 Prozent1. Im Jahr 2020 sind die Emissionen zwar kurzzeitig gesunken, allerdings lässt sich das auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie zurückführen, statt auf einen Richtungswechsel der globalen Klimapolitik. Die Erderwärmung wird ohne zügige und drastische Maßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts wohl eher um 3°C bis 5°C steigen2 - mit katastrophalen Folgen für Mensch und Natur. Da hilft es auch nicht, die Zahlen, Fakten und eine vermeintliche Klimahysterie anzuprangern. Die Realität ist eine andere. Und die vereinbarten SDGs? Global werden zusätzliche 2,24 Billionen Euro benötigt3, um die SDGs zu erreichen - jährlich. Es werden tatsächlich viele Erfolge verbucht, z.B. bei der Kindersterblichkeit, der Armutsbekämpfung oder dem Zugang zu Bildung. Dementgegen wirkt der fortschreitende Klimawandel, der immer neue Problemlagen, Naturkatastrophen und Flüchtlingsbewegungen hervorruft und somit den erreichten Erfolgen entgegenwirkt. Bislang warten wir vergebens auf eine breite Durchsetzung von disruptiven Innovationen, auf eine Abkehr von fossilen Brennstoffen und auf internationale Zusammenarbeit.

Reaktionen aus Zivilgesellschaft und NGOs auf die SDGs

Die Verabschiedung der SDGs wird von verschiedenen Anspruchsgruppen verschieden aufgenommen. Während die einen in ihnen einen Wendepunkt für gemeinsame Veränderungen der Wirtschaftsweise und Entwicklungszusammenarbeit sehen, kritisieren andere eine potenzielle Entpolitisierung der Nachhaltigkeitsdebatte, die Freiwilligkeit der SDGs und deren Einbettung in neoliberale Grundannahmen.

Für Unternehmen und Institutionen bilden die SDGs heute bereits eine Grundlage, um Nachhaltigkeitsziele zu definieren, zu kommunizieren und im Bewusstsein zu stärken. Einerseits verkommt diese Anwendung zu einer kosmetischen Anpassung der Kommunikationsstrategie, um Nachhaltigkeit zu propagieren. Andererseits kommt die Aussage nicht an: In Deutschland kennen lediglich 46,1 Prozent der Bevölkerung die SDGs4. Zudem fühlen sich die Bürger*innen kaum angesprochen, an der Verwirklichung der SDGs mitzuwirken. Sie stufen ihre Einflussnahme als sehr gering ein.

Was Unternehmen und Finanzinstitute für die SDGs tun können

Um die SDGs erfüllen zu können braucht es Alle. Regierungen und NGOs haben sich bereits weltweit zu den SDGs bekannt. Doch welche Rolle sollen Unternehmen und Finanzinstitute einnehmen?

Die SDGs rufen Unternehmen dazu auf, mit ihren Investitionen, Geschäftsaktivitäten, und -modellen zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Unternehmen sollen Verantwortung für die Wirkung ihrer Geschäftsaktivitäten übernehmen, negative Auswirkungen reduzieren und ihre Geschäftstätigkeiten allumfassend auf Nachhaltigkeit ausrichten. Dafür sollen sie belohnt werden: Durch die wachsende Aufmerksamkeit von Politik und Bevölkerung eröffnen sich neue rentable und nachhaltige Geschäftsfelder wie in Bereichen der Bio-Treibstoffe, der Plastiksubstitute oder des nachhaltigen Bauens. Das Marktpotenzial der SDGs wird auf insgesamt 12 Billionen Dollar geschätzt5. Es wird der „Business Case for Sustainability“ geschaffen, den Unternehmen ausnutzen sollen und Nachhaltigkeit gewinnbringend vermarkten. Hierfür können die SDGs als Kommunikations- und Marketinginstrument unterstützend eingesetzt werden.

Und Finanzinstitute? Sie werden dringender denn je gebraucht, um die SDGs Realität werden zu lassen und die Finanzierungslücken in den SDG relevanten Bereichen zu schließen. Denn eins ist klar: Die SDGs können nicht allein durch öffentliche Mittel finanziert werden. Der oberste Aufruf an Banken und Kreditinstitute ist, Geld dorthin zu lenken, wo es sinnvoll und nachhaltig eingesetzt wird. Hierzu sollen z.B. Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement von Finanzinstituten und Ratingagenturen internalisiert werden. Dies soll wiederrum Anreize für die Realwirtschaft erzeugen, die Transformation zu einer nachhaltigen, emissionsarmen Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Denn Finanzierungsbedarf hat nahezu jedes Unternehmen.

Die SDGs und das GLS Nachhaltigkeitsverständnis

Für die GLS Bank steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt jeder Tätigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, so zu leben, dass wir der Verantwortung gerecht werden, die wir gegenüber heutigen und zukünftigen Generationen tragen. Deswegen handeln wir stets zukunftsweisend und schützen mit dem was wir tun die Lebensgrundlage des Menschen – eine intakte, regenerative Natur. Wenn wir das gut tun, den Menschen in den Mittelpunkt stellen und die Natur schützen, dann sind wir erfolgreich. Dieser Erfolg spiegelt sich ebenfalls in ökonomischem Gewinn wider, der für die GLS Bank immer nur die Folge, nie aber der Zweck unseres Handelns ist.

In diesem Sinne, begrüßen wir die SDGs und die Agenda 2030 als erstes internationales Rahmenwerk für eine gemeinsame Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit. Wir nehmen ambitioniert unsere Rolle als geforderten Akteur wahr, richten uns jedoch nicht kritiklos an den SDGs aus. Wie das geht? Wir reflektieren die SDGs kritisch anhand unseres Nachhaltigkeitsverständnissen und orientieren uns an denjenigen Zielen, die mit unserem Nachhaltigkeitsverständnis im Einklang sind.

Die SDGs setzen den Fokus auf eine Vereinbarkeit von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Das bedeutet, dass ökonomischer Gewinn im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischen Grenzen stehen soll. Wirtschaftswachstum wird dabei ebenfalls als zentrales Instrument einer nachhaltigen Entwicklung, allerdings entkoppelt von Ressourcenverbrauch,verstanden. Nach unserem Nachhaltigkeitsverständnis ist Wirtschaftswachstum als Selbstzweck kein geeignetes Ziel. Einige der Entwicklungsziele stehen zudem in direktem Konflikt miteinander: Das von den SDGs anvisierte Wirtschaftswachstum erfordert enorme Massen an Landfläche und Ressourcen. Dies wiederum wirkt sich tendenziell negativ auf den Schutz von Biodiversität, Bodenvitalität und Natur aus.

Ferner fehlen in den SDGs Inhalte, die wir als zentral für eine gesunde, vielfältige und nachhaltige Entwicklung verstehen. An keiner Stelle fassen die SDGs zum Beispiel die Bedeutung von Kultur auf. Sei es durch eine gerechte Teilhabe für alle Menschen am kulturellen Leben, zur Freiheit des kulturellen Ausdrucks oder zur Bedeutung von Kultur für die Nachhaltigkeitstransformation. Das SDG 7 fordert einerseits bezahlbare und saubere Energie, setzt in einem Unterziel jedoch auf „fortschrittliche und saubere Technologien für fossile Brennstoffe“ statt auf Erneuerbare Energien. Zahlreiche weitere Fragen sind mit Blick auf die SDGs kritisch zu hinterfragen. Der Dringlichkeit der globalen Herausforderungen werden sie in jedem Fall nicht gerecht.

Wo verorten wir uns also als GLS Bank in den Entwicklungszielen? Was wünschen sich unsere Kund*innen, Mitglieder*innen und Mitstreiter*innen? Was denken die Mitarbeiter*innen? Der Bankensektor findet in den SDGs keine ausdrückliche Erwähnung. Umso wichtiger ist es, alle SDGs kritisch zu prüfen und interne Prozesse und insbesondere das Kerngeschäft auf relevante SDGs auszurichten. Durch unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze, unseren klaren Ausschlusskriterien aber vor allem den positiven Geschäftsfeldern unserer Kund*innen sind wir als GLS Gemeinschaft aktiver Gestalter einer nachhaltigen Entwicklung. Wir gehen dabei oftmals deutlich über die SDGs hinaus und richten unseren Fokus auf positive Zukunftsbilder in Einklang mit unserem Nachhaltigkeitsverständnis (Bezug zu Kapitel Wirkungstransparenz).

SDGs konstruktiv-kritisch begleiten

Auch wenn die SDGs ein richtungsweisendes, internationales Abkommen zum Schutz der Umwelt und zum Abbau von sozialen Ungleichheiten sind, müssen sie kritisch hinterfragt, konstruktiv begleitet und weiterentwickelt werden.

Unser Ansatz ist eine konzeptionelle Analyse der SDGs auf verschiedenen Abstraktionsebenen, die eine ganzheitliche Betrachtung der folgenden Themenfelder erlaubt. Dabei nehmen wir folgende Kategorien von Perspektiven ein, um den Inhalten und Wirkungen der SDGs auf den Grund zu gehen:

  • Wirtschaftssystemische Kritikpunkte: Durch eine systemische Einbettung der SDGs in eine Marktwirtschaft, die hauptsächlich auf Wachstum basiert, können Fliehkräfte und Rebound-Effekte, die einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen, offenbart werden.
  • Governance-bezogene Kritikpunkte: Die Einbettung der SDGs in zum Teil undemokratische und intransparente Steuerungs- und Regelungssysteme offenbaren Entscheidungsfindungs- und Implementierungsmerkmale, die einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen.
  • Akteursbezogene Kritikpunkte: Hier wird auf die Relevanz von akteursbezogenen Verhaltensweisen und Handlungsmustern verwiesen, deren ausbleibende Transformation einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen.
  • Themenspezifische Kritikpunkte: Mit Verweis auf eine potenziell unsachgerechte Schwerpunktsetzung der Unterthemen und Details der SDGs, werden weitere Themen angeregt, die für eine zügige und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs förderlich wären.
  • Positive Praxisbeispiele: Mithilfe positiver Berichterstattung, Best-Practice-Beispielen und konstruktiven Ideen soll in dieser Kategorie versucht werden, alle oben genannten Ebenen anhand konkreter, positiver Praxisbeispiele zusammen zu bringen und die alltagsfähige Umsetzung der SDGs zu veranschaulichen (z.B. GLS Firmenkunden).

1 Vgl. Global Carbon Project (2019)
2 Vgl. WMO (2020)
3 Vgl. UN (2019): Citing $2.5 Trillion Annual Financing Gap during SDG Business Forum Event, Deputy Secretary-General Says Poverty Falling Too Slowly
4 Vgl. Global Survey on Sustainability and the SDGs (2020)
5 Vgl. Business and Sustainable Development Comission (2017): Better business, better world