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Nachhaltige Wirtschaft

Konsum und Produktion mit Sinn

Wir wollen ein Wirtschaftssystem, das unsere Lebensgrundlagen schützt und auf Dauer erhält. Ewiges Wachstum in einer Welt mit begrenzten Ressourcen ist nicht möglich. Wir fordern eine Ökonomie innerhalb der planetaren Grenzen, ausgerichtet an den wichtigsten Bedürfnissen aller Menschen. Der kurzfristige Profit einiger Weniger darf nicht zu Lasten der Armen, des globalen Südens und der zukünftigen Generationen geschehen.

Unser Kreditvolumen im Jahr 2021 in der Branche Nachhaltige Wirtschaft:

388,8 Mio. Euro (entspricht 8,8 % vom Gesamt-Kreditvolumen der GLS Bank)

Audio-Inhalt: Branchenkoordinator Thomas Micheler über die Branche Nachhaltige Wirtschaft bei der GLS Bank

Ein gutes Leben für alle!

Im Jahr 2021 war am 29. Juli Earth Overshoot Day1 – durch die Corona-Pandemie rund einen Monat später als im letzten Jahr. Nach diesem Tag verbrauchten wir bis zum Jahresende mehr natürliche Ressourcen als im gleichen Zeitraum nachwachsen konnten. Wir leben auf Pump. Wir bräuchten 1,75 Erden pro Jahr2, um unseren derzeitigen Hunger nach Ressourcen zu stillen. Wenn jede Nation so wie Deutschland wirtschaften würde, wären es sogar drei Erden. Die Folgen unseres übermäßigen Verbrauchs über Biokapazitäten hinaus sind Artensterben, Klimawandel, unfruchtbare Böden und schwindende Wälder. Wir sägen mit aller Kraft an dem Ast, auf dem wir sitzen.

Unser Konsum zerstört nicht nur die Umwelt, er führt auch zu weltweiter sozialer Ungerechtigkeit. Während wir in Deutschland jährlich 12 Millionen Tonnen Lebensmittel wegwerfen, hungern täglich weltweit 811 Millionen Menschen - das sind 10 % der Weltbevölkerung3. 2,2 Milliarden4 Menschen mit Übergewicht stehen zwei Milliarden Menschen mit Mangelernährung gegenüber. Wäre die Lebensmittelverschwendung ein Staat, wäre sie der drittgrößte CO2-Emittent weltweit. Geschicktes Marketing und verführerisch niedrige Preise führen zu absurden Ausmaßen unserer Konsumgesellschaft: Jedes fünfte Kleidungsstück landet unbenutzt im Müll. Neue Modekollektionen kommen nicht nach Jahreszeiten, sondern beinahe wöchentlich auf den Markt. Der Zeit- und Preisdruck auf Fast Fashion Anbieter und Produzenten hat einen Preis: massive Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen. Den Preis zahlen die Konsument*innen nicht.

Eine konsequente Kreislaufwirtschaft kann Materialkreisläufe schließen und dadurch wertvolle natürliche Primärressourcen schützen. Allerdings verharrt die Recyclingquote in Deutschland seit Jahren bei 70 %5. Immer mehr Geräte und Waren haben ein eingebautes Verfallsdatum. Die Abkopplung des Konsums von Primärressourcenintensität und geschlossenen Materialkreisläufen liegt in weiter Ferne. Ein bedarfsorientierter Konsum ist nicht Mainstream, wir konsumieren in der Endlosschleife.

Wir können auch anders. Die GLS Bank unterstützt ganz bewusst Unternehmen der nachhaltigen Wirtschaft. Wir fordern eine Kreislaufwirtschaft, die von Sinn und Maßhalten geprägt ist und in dem der Gewinn die Folge und nicht der Zweck wirtschaftlichen Handelns ist.

Unser Zukunftsbild Nachhaltige Wirtschaft

Wir müssen anders konsumieren. Wie? Dafür gibt es bereits Beispiele. „Nutzen statt Besitzen“ und „Teilen statt Kaufen“ sind die neue Konsumkultur. Sie setzt auf Genügsamkeit, besseres Konsumieren und „Weniger ist Mehr“. Wer sich von einem materialistischen Welt- und Selbstbild verabschiedet, dem ermöglicht Suffizienz (Genügsamkeit) ein „Mehr“ an Zeit, Natur, Genuss, Gesundheit und Achtsamkeit. Der Mensch muss essen, wohnen, braucht Energie, will gesund sein, will lernen, ist sozial und kreativ. Nur eine Wirtschaft, die diese Grundbedürfnisse befriedigt und dabei unsere Lebensgrundlagen erhält oder weiterentwickelt, hat Zukunft. Nicht ewiges Wachstum ist der Zweck, sondern die Waren und Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen, die wirklich nötig sind. Wer auf die Natur achtet, achtet auch auf faire Beziehungen zu seinen Beschäftigten, Partnern und Kund*innen. Eine solidarische und partizipative Beteiligungsstruktur, u.a. auch von Menschen aus dem Umfeld, macht zudem stark gegen Konkurrenz. So können Unternehmer*innen den sozial-ökologischen Unternehmenszweck unabhängig und langfristig verfolgen. Nachhaltige Wirtschaft krempelt das bestehende Wirtschaftssystem komplett um – zugunsten nachfolgender Generationen und der Natur.

So denken wir gemeinsam die Zukunft, verstehen was es für die Umsetzung unserer Zukunftsbilder braucht und finden Wege unseren Gestaltungsanspruch zu stärken und gemeinschaftlich in die Tat umzusetzen. Gestalten Sie mit und geben Sie uns Feedback, für eine Zukunft, die wir wollen.

Erfahren Sie mehr über die Auswertung unserer Wirkindikatoren für das Zukunftsbild Nachhaltige Wirtschaft für unser Geschäftsjahr 2021 im Kapitel Wirkung unter „GLS Wirkungstransparenz“.

Genügsamkeit:

Bewirkt: Bei 89 % der von uns neu-finanzierten Unternehmen bestehen Anreize zur Reparatur und Wiederverwendung der verkauften Produkte, um somit vermeidbaren Konsum gezielt zu reduzieren. Zu den Maßnahmen gehören z. B. Angebote für eine gemeinschaftliche Nutzung, die Steigerung der Langlebigkeit der Produkte sowie besondere Serviceangebote.

Außerdem sparen die von uns neu-finanzierten produzierenden Unternehmen durchschnittlich 33 % wertvolle Ressourcen im Vergleich zu konventionellen Herstellern ein - z. B. bei Wasser, Kunststoffen, Papier, fossilen Energieträgern, Metallen, Bleichmitteln oder Chemikalien (etwa Per- und polyfluorierte Chemikalien, PFC).

Selbstbestimmt:

Bewirkt: 58 % der finanzierten Unternehmen beschränken bewusst die Fremdbeteiligung nicht gemeinnütziger oder nicht mittätiger Träger oder Gesellschafter auf unter 20 %.

Transformativ:

Bewirkt: Im Durchschnitt werden 94 % des Umsatzanteils der durch uns neu-finanzierten Unternehmen durch Produkte und Dienstleistungen erzielt, die menschliche Grundbedürfnisse befriedigen, der Förderung der menschlichen Entwicklung dienen, dem Schutz der Biosphäre zuträglich sind oder zur Lösung sozial-ökologischer Problemstellungen gemäß den UN-Entwicklungszielen beitragen.

Übrigens: 95 % der Unternehmen in unserer Branche Nachhaltige Wirtschaft nutzen bereits Ökostrom.

Sinnstiftend:

Bewirkt: Die von uns finanzierten Unternehmen erfüllen vor allem Grundbedürfnisse (35 %), fördern die menschliche Entwicklung (22 %), lösen sozial-ökologische Problemstellungen (18 %) und schützen unsere Umwelt (20 %). Statussymbole und Luxusgüter spielen mit 5 % nur eine untergeordnete Rolle. In diese Kategorie fällt zum Beispiel der Verleih von Elektroautos.

Faire Partnerschaften:

Bewirkt: Vertrauensvolle Partnerschaften mit Lieferanten und eine Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen sind bei den von uns finanzierten Unternehmen in der Branche Nachhaltige Wirtschaft kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Praxis. Das spiegelt auch die Dauer der Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten wider: Durchschnittlich 4,8 Jahre beträgt die Dauer der Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten in der Branche Nachhaltige Wirtschaft.

Hinzu kommt, dass bereits 47 % der Unternehmen spezielle Maßnahmen nutzen, um gemeinsam mit ihren Lieferanten die Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette noch besser zu machen.

Hinweis

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen. Im Jahr 2021 konnten wir bereits für etwa die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. Diese vorläufigen Ergebnisse der Wirkung im Jahr 2021 werden wir Mitte des Jahres 2022 aktualisieren und an dieser Stelle kommunizieren.

1 Vgl. Earth Overshoot Day, 2022

2 Vgl. Statista, Die Welt ist nicht genug, 2022

3 Vgl. Welthungerhilfe, Schluss mit der Lebensmittelverschwendung, 2021

4 Vgl. Foodwatch, Fast jeder dritte Mensch weltweit ist übergewichtig, 2017

5 Vgl. Deutsche Recycling, Recyclingquote Deutschland – Vergleich mit anderen europäischen Ländern, 2022