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Wohnen

Bauen für eine demokratische Stadt der Vielfalt

Wohnen ist Grundbedürfnis des Menschen und kann eine zentrale Bedingung für sozialen Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt sein. Doch besonders in Großstädten sieht die aktuelle Situation ganz anders aus: Zwar werden neue Wohnungen und Häuser gebaut – aber die passen nicht immer zu dem, was die Bevölkerung braucht: bezahlbaren Wohnraum mit guter Infrastruktur und ÖPNV, Orte der Begegnung, Stadtgrün und einer guten Nachbarschaft.

Unser Kreditvolumen im Jahr 2021 in der Branche Wohnen:

1.173,2 Mio. Euro (entspricht 26,5 % vom Gesamt-Kreditvolumen der GLS Bank)

Ein Ausdruck von Gerechtigkeit

Insgesamt beobachten wir eine Verschiebung der Nachfrage. In einigen Städten und Regionen wandern ganze Bevölkerungsschichten ab, in anderen wächst die Nachfrage nach Wohnraum extrem. Investor*innen spekulieren auf eine vergleichsweise hohe Rendite und treiben so die Immobilienpreise in die Höhe. Das führt zu einer Verknappung von günstigem Wohnraum und Mieten. Fazit: Wohnen in der Stadt kann sich nicht mehr jede*r leisten.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland lebt zur Miete. Doch 60 % der Immobilien gehören nur einem Zehntel der Haushalte. Diese Besitzverhältnisse und Fremdbestimmung führen außerdem dazu, dass sich Mieter*innen zunehmend unmündig fühlen: Mieter*innen haben in der Regel wenig zu sagen, wenn es um Modernisierung geht oder darum, an wen vermietet wird.

Städte werden dabei oft zum Schauplatz der Trennung in Arm und Reich. 4 von 10 Mietshaushalten müssen über 30 % ihres Nettoeinkommens für die Miete aufbringen, jeder sechste Haushalt sogar über 40 %. Expert*innen zufolge übersteigt dies einen kritischen Schwellenwert – es bleibt zu wenig vom Einkommen für eine sichere Finanzierung des Lebens. 


Steigende Mieten führen in Stadtteilen zu einer Entmischung von Bevölkerungsschichten (Gentrifizierung): Die Menschen im unteren Einkommensdrittel können sich die Mieten in Großstädten nicht mehr leisten, Migrant*innen werden auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert, Kulturschaffende, die ein Quartier attraktiv gemacht haben, ziehen auf der Suche nach Vielfalt, Kreativität und bezahlbarem Wohnraum weiter. Das Wohnungsbauniveau 2021 konnte im Vergleich zum Vorjahr kaum gesteigert werden und so liegt das Wohnungsdefizit zum Jahresende 2021 bei 450.000 Wohnungen. Weil einkommensschwache oder ausländische Familien in ausgelagerte Bezirke ziehen, entstehen hier Parallelgesellschaften.

Für viele Menschen ist soziale Vielfalt in der Umgebung ein Lebenselixier. Die Bedeutung der Vielfalt geht dabei mit der Vorstellung eines stadt- und wohnräumlichen Ausdrucks von Gerechtigkeit einher. Die Stadt gehört allen. Soziale Vielfalt erlaubt Austausch, Kreativität, Offenheit, Mitbestimmung. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Eine wachsende Zahl von Stadtbewohner*innen befürchtet, dass die derzeitige Wohnsituation eine wachsende Spaltung der Gesellschaft widerspiegelt. Mit dem Idealbild einer diversen Gesellschaft, Solidarität und sozialer Heterogenität hat die aktuelle Situation tatsächlich leider nur wenig gemein.

Unser Zukunftsbild Wohnen

Mieter*innen und Eigentümer*innen kennen ihre (zukünftige) Immobilie und das Umfeld am besten. Deshalb muss ihr Wissen und ihre Meinung bei Bau oder Sanierung ebenso wie bei Miet- und Verwaltungsstrukturen einfließen, am besten vertraglich abgesichert. Ein besserer als der übliche Kündigungsschutz gibt Mieter*innen größere Sicherheit. Ebenso ein angemessenes Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben für Miete oder Baufinanzierung. Das gelingt besonders gut in gemeinschaftlichen Wohnprojekten, wie wir aus über 45 Jahren Erfahrung wissen. Wo Jung und Alt, Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Einkommen, Wohnen und Arbeiten zusammengeht, lebt es sich besonders gut. Wenn dann beim Bauen, Sanieren und Wohnen noch auf umweltverträgliche Materialien, erneuerbare Energien, verträgliche Mobilität und ein gutes Miteinander mit der Nachbarschaft gelegt wird, lebt es sich fast schon wie im Paradies.

In unserem Zukunftsbild Wohnen setzen sich vielfältige Aspekte vom Bauen bis hin zum Miteinander zu einem guten, zukunftsfähigen Wohnen zusammen:

So denken wir gemeinsam die Zukunft, verstehen was es für die Umsetzung unserer Zukunftsbilder braucht und finden Wege unseren Gestaltungsanspruch zu stärken und gemeinschaftlich in die Tat umzusetzen. Gestalten Sie mit und geben Sie uns Feedback, für eine Zukunft, die wir wollen.

Erfahren Sie mehr über die Auswertung unserer Wirkindikatoren für das Zukunftsbild Wohnen für unser Geschäftsjahr 2021 im Kapitel Wirkung unter „GLS Wirkungstransparenz“.

Nachhaltiges Bauen:

Bewirkt: 72,1% der von uns in 2021 mitfinanzierten Wohnungen setzen gezielt Maßnahmen zur Förderung von Klima- und Umweltschutz um.

Bezahlbarer Wohnraum:

Bewirkt: Im Schnitt liegen die Nettokaltmieten der von uns mitfinanzierten Wohneinheiten 8,6% unter dem jeweiligen Mietspiegel im Stadtteil/Quartier.

Mitbestimmung:

Bewirkt: Bei 82,3%der finanzierten Wohnfläche sind demokratische Miet- und Verwaltungsstrukturen in der Satzung vorgesehen.

Soziale Vielfalt:

Bewirkt: 83% der von uns in 2021 mitfinanzierten Wohnungen setzen auf generationsübergreifendes Wohnen und soziale Vielfalt.

Nutzungsrecht:

Bewirkt: 83,7% der von uns vergebenen Kredite in der Branche Wohnen sehen einen expliziten Verzicht auf profitorientiertes Wirtschaften in der Satzung vor.

Hinweis

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung unserer Firmenkundenberatung. Im Jahr 2021 konnten wir bereits für etwa die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. Diese vorläufigen Ergebnisse der Wirkung im Jahr 2021 werden wir Mitte des Jahres 2022 aktualisieren und an dieser Stelle kommunizieren.