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Destabilisierende Einflüsse

Ressourcenverbrauch

Als Bank verbrauchen wir Büromaterialien: Also Papier, Strom, Wasser, Computer und Möbel. 2021 verbrauchten wir 53 Tonnen Papier — das sind 10.600.000 DIN-A4-Blätter. 99 % sind Recyclingpapier und mit dem Blauen Engel zertifiziert. Damit nehmen wir weniger Naturfläche in Anspruch, als würde unser Papier aus Holzfrischfasern hergestellt werden.

Dabei bestehen allerdings auch Zielkonflikte: Bei allen Anstrengungen, weniger Papier zu verbrauchen, soll die Qualität unseres Kundenservices nicht leiden. Ein Beispiel dafür ist der Bankspiegel, unser wichtigstes Kommunikationsmittel: Hier könnten wir viel Papier sparen, wenn wir ihn vollständig digitalisieren würden. Andererseits halten ihn viele GLS Kund*innen immer noch liebend gerne in der Hand. Statt Papier würde die Online-Ausgabe Strom verbrauchen. Eine schwierige Abwägung, für die es noch keine finale Lösung gibt.

Mit unserer GLS Kreditkarte auf der Grundlage von Mais reduzieren wir zusätzlich den Verbrauch von künstlichen Stoffen wie Plastik und vermeiden damit Plastikabfälle.

Dazu haben wir uns im Jahr 2022 entsprechende Nachhaltigkeitsziele gesetzt:

  • S6-O7: Halbierung des internen Papierverbrauchs pro Kopf im Vergleich zum Basisjahr 2019, bis 2022 

  • S6-O8: Halbierung des kundenbezogenen Papierverbrauchs pro Kopf zum Basisjahr 2019, bis 2022

Unser Nachhaltigkeitsbericht ist ein Schritt hin zu einer Integration verschiedener Berichtsformate und -standards. Daher enthält diese Seite bereits Inhalte aus

  • der Gemeinwohlökonomie (GWÖ)-Matrix:
    GWÖ A3.1, GWÖ A3.2, GWÖ B3.3, C3.4, GWÖ D3.2, GWÖ E3.1
  • unserem GRI Datenbericht:
    GRI 304-1, GRI 304-2, GRI 301-1, GRI 301-2, GRI 301-3, GRI 306-2.

Foto: Stephan Münnich

Einflüsse unserer Branchen auf Biodiversität

Branche Ernährung

Ernährung ist ein Grundbedürfnis – dessen Befriedigung oder aber die Produktion von Nahrungsmitteln dafür jedoch ressourcenaufwändig und emissionsstark. Auch die ökologische Landwirtschaft beansprucht Fläche. Fläche, die somit nicht für natürliche Ökosysteme zur Verfügung steht und Lebensraum und Bewegungsradius wildlebender Arten einschränkt. Kritiker*innen der ökologischen Transformation der Landwirtschaft monieren zudem, dass der Ertrag je Hektar geringer sei als bei konventioneller Bewirtschaftung. Die Auswirkungen durch Landnutzung und -umnutzung durch ökologische Landwirtschaft sind in Realität aber weitaus geringer als bei konventioneller Landwirtschaft. Biohöfe sind oft so gestaltet, dass sie Rückzugsorte für wildlebende Arten bieten. Zudem werden die Böden nachhaltig bewirtschaftet. Gute Boden-Ökosysteme halten Nährstoffe, filtern Wasser und wirken als Saugkörper für Wasser, was Fluten und deren Folgen verhindern oder zumindest abmildern kann.

Gut bewirtschaftete Böden fördern vor allem eine hohe Biodiversität von Klein- und Kleinstlebewesen und helfen damit nicht nur bei der Kontrolle von Schädlingen und Krankheiten. Sie absorbieren Treibhausgase und können Landrutsche verhindern.1 Dadurch kann eine Fläche dauerhaft landwirtschaftlich genutzt werden und verkommt nicht zu Ödland, wie bei konventioneller Bewirtschaftung. Langfristig gesehen, benötigt die ökologische Landwirtschaft somit weniger Fläche. Zudem werden derzeit rund 57% der landwirtschaftlichen Flächen exklusiv für den Futtermittelanbau verwendet.2 Massentierhaltung ist der Hauptgrund für Flächenkonkurrenz. Die GLS Bank schließt Massentierhaltung in den Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen kategorisch aus.

Hinzu kommt, dass die Verschmutzung von Böden und Wasser durch den Ausschluss chemisch-synthetischer Pestizide und mineralischer Dünger weitaus geringer ist als bei konventioneller Landwirtschaft. Ein vollständiger Ausschluss der Verschmutzung ist jedoch nicht möglich. Einige wenige Bio-Landwirte nutzen Kupfer zur Schädlingsbekämpfung. Zudem können Ölrückstände von Landwirtschaftsmaschinen und Reifenabtrieb geringe Schäden verursachen.

Landwirtschaft geht in der Regel mit einem hohen Wasserverbrauch und Treibhausgasemissionen einher. Die emittierten Treibhausgase durch ökologische Landwirtschaft sind pro Hektar durchschnittlich um 680 kg CO2 geringer als bei konventioneller Bewirtschaftung.

Bei der Naturkost-Produktion und dem Handel entstehen sowohl durch Immobilien als auch Wasser- und Energieverbräuche, Verpackungsmaterial und die Logistik destabilisierende Einflüsse auf die Biodiversität und Ökosysteme. 86% unserer Kund*innen im Jahr 2021 im Bereich Naturkost nutzen bereits Ökostrom. Zudem sorgen regionale Lieferketten für geringere Belastungen durch Geräusche, Abgase oder gar Verschmutzung, sollte es mal zu einem Unfall kommen. Kund*innen von uns experimentieren darüber hinaus mit Mehrwegsystemen und verpackungsfreien Snacks, um das Abfallaufkommen zu reduzieren.

1 Vgl. Stein-Bachinger et al. (2019): Ökologische oder konventionelle Landwirtschaft – was ist besser für die Artenvielfalt?

2 Vgl. BUND (2021): Fleischkonsum der Deutschen schadet Klima und Umwelt im Ausland

Einflüsse unserer Branchen auf Biodiversität

Branche Wohnen

Von der Rohstoffgewinnung über den Bau bis hin zur Nutzung: Immobilien haben signifikante Auswirkungen auf Ökosysteme und gefährden damit die Biodiversität1. Bei vielen von uns sind zunächst die Prozesse, welche zur Errichtung eines neuen Gebäudes führen, mit Bildern verbunden, die die hohe Umweltbelastung durch Immobilien erahnen lassen. Da wäre der Steinbruch, der sich wie ein Krater immer tiefer in die Landschaft gräbt. Oder die Abfälle und Emissionen durch Baustellen. Neue Fundamente versiegeln den Boden dauerhaft und entziehen die Fläche damit der Tier- und Pflanzenwelt. Deshalb sind Neubaugebiete aus ökologischer Sicht besonders kritisch zu betrachten. Noch immer ist es in Deutschland legal, Moore und Feuchtgebiete für Bauvorhaben trockenzulegen. Die negativen Auswirkungen von Immobilien setzen sich im Betrieb fort. Aufgrund der Dauer der Nutzung übersteigen diese sogar in Summe die der vorherigen Prozessstufen.1 Durch Beheizung mit fossilen Brennstoffen wird CO2 freigesetzt und die Luft verschmutzt. Für die Haushalte wird Grundwasser entnommen. Licht und Lärm sorgen für zusätzliche Störungen. Wie können wir also einen stabilisierenden Einfluss auf die Biodiversität in der Branche „Wohnen“ erreichen?

Zum einen ist die Politik gefragt. Wildtierkorridore im urbanen Raum und mehr grüne Flächen sind genauso Teil in der Planung der EU-Biodiversitätsstrategie2 wie ein mögliches Verbot der Trockenlegung von Mooren und Feuchtgebieten. Aber auch das Bauvorhaben selbst kann viel bewegen. So können nachhaltige Baumaterialien wie Holz auch für hohe Gebäude zum Einsatz kommen. Eine gute Isolierung reduziert den Energieverbrauch, ein intelligentes Beleuchtungssystem die Lichtverschmutzung. Zudem sorgen umsichtig gestaltete Grünanlagen, Dach- und Fassadenbegrünung, Totholzecken, Streuobstwiesen und Insektenhotels für neuen Lebensraum und ermöglichen einen höheren Bewegungsradius von Arten. Regenwasserspeicher helfen dabei, die Grundwasserentnahme geringer zu halten. So wurden die GLS-Wohnfinanzierungen 2021 im Mittelwert zu 49 % für nachhaltige Baumaßnahmen aufgewendet. Ungefähr zwei von fünf Projekten haben sogar zwischen 75 und 100 % der Summe dafür genutzt. Insgesamt fördern drei von vier Wohnprojekten Klima- und Umweltschutz durch gezielte Maßnahmen. Über 60 % bemühen sich um die Verringerung der Flächenversieglung.

Mit dem nWert-Gutachten ermittelt die GLS Immowert die Nachhaltigkeit von Bauprojekten. Damit haben Kund*innen die Möglichkeit, bereits früh im Planungsprozess ein Verständnis für ökologische Auswirkungen zu erlangen und es werden Lösungsansätze aufgezeigt. Aufgrund der Anlage- und Finanzierungsgrundsätze werden baubiologische Werkstoffe sowie Projekte mit positiver Energiebilanz und möglichst geringem Primärenergieverbrauch bevorzugt.

1 Vgl. BBSR, Umweltfußabdruck von Gebäuden in Deutschland, 2020
2 Vgl. European Commission, EU Biodiversity Strategy for 2030, 2020

Einflüsse unserer Branchen auf Biodiversität

Branche Nachhaltige Wirtschaft

Unter „Nachhaltige Wirtschaft“ fassen wir ein breites Spektrum unterschiedlichster Unternehmen zusammen. Die einen produzieren, andere beteiligen sich an der Mobilitätswende, wieder andere beraten oder bieten Freizeitaktivitäten an und so weiter. Allen gemein ist, dass sie einen sozial-ökologischen Mehrwert leisten. Welche konkreten Auswirkungen die Branche auf die Biodiversität hat, lässt sich qualitativ jedoch nur schwer ermitteln. Grundsätzlich stehen Lieferketten, Abfälle und Emissionen in Produktion sowie Logistik, die Nachhaltigkeit der Immobilien, die Langlebigkeit von Produkten und ihre Recyclingfähigkeit im Fokus.

Durch die Anlage- und Finanzierungsgrundsätze schließen wir die Produktion von chlororganischen Massenprodukten aus und zeigen kontroversem Umweltverhalten, wie z.B. dem Raubbau an der Natur, die Rote Karte. Dafür bevorzugen wir eine ressourcenschonende Betriebsführung und freiwillige Produktverantwortung.

Einflüsse unserer Branchen auf Biodiversität

Branche Erneuerbare Energien

Klimawandel und Biodiversität sind untrennbar miteinander verbunden. Dieser Zusammenhang wurde Februar 2022 erneut durch den sechsten Sachstandsbericht der zweiten Arbeitsgruppe des Weltklimarats bestätigt1. Deshalb ist unser Ziel „100 % Erneuerbare Energien“ auch ein Beitrag zum Schutz der Vielfalt des Lebens. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass die Produktion von Photovoltaik-Anlagen, Windrädern und auch Speichersystemen ressourcenaufwendig ist und vor allem im Zusammenhang mit den notwendigen seltenen Erden kontroverses Umweltverhalten in den Lieferketten nicht ausgeschlossen werden kann. Auch die Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit sind zu beachten.

Windenergie

Die potenziellen negativen Auswirkungen von Windkraft auf die Biodiversität sind bei Errichtung und Betrieb primär vom Standort abhängig. Kritisch zu beurteilen sind Umleitungen von Flüssen für die Schaffung eines Standorts oder die Errichtung im Wald. Auch die GLS Bank hat ein Projekt mit drei Windrädern im Wald finanziert. Denn nicht immer ist es möglich, einen alternativen Standort zu finden, auch aufgrund von politischen Entscheidungen wie der 1.000-Meter-Abstandsregel in mehreren Bundesländern. Die Alternative wäre kein Windenergieprojekt und damit keine dezentrale, erneuerbare Energiequelle vor Ort.

Im Übrigen: Vogel- und Fledermausschutz ist technisch lösbar. In Deutschland werden Windkraftanlagen in der Nähe geschützter Vogelarten per Gesetz mit Schutzvorrichtungen ausgestattet, um Kollisionen zu vermeiden.

Photovoltaik (PV)

PV-Anlagen brauchen vor allem eins: Fläche. Daher stellt sich zwangsläufig die Frage, ob durch diese Landnutzung die Biodiversität gefährdet wird. Hier muss eine Einzelfallbetrachtung vorgenommen werden. Wird ursprünglich konventionell landwirtschaftlich genutzte Fläche in einen Solarpark umgewandelt, können mit entsprechender Pflege neue Lebensräume entstehen2. Vor allem mittelgroße Solarparks können somit in stark landwirtschaftlich geprägten Gegenden einen neuen Rückzugsort für Wildtiere und Pflanzen darstellen. Dennoch hat sich die GLS Bank klar dagegen entschieden, die Flächenkonkurrenz von Energie- und Lebensmittelproduktion zu fördern. Boden ist ein knappes Gut und die Preise für Ackerland sind in den letzten Jahren in die Höhe geschossen. Aus diesem Grund finanzieren wir keine Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen in Solarparks. Ehemalige Brachflächen sehen wir dahingegen als geeignet an. 72 % der 2021 finanzierten Solarprojekte umfassen Flächen zwischen 1.000 m² und 10.000 m². Leider unternehmen aber nur 13% Maßnahmen zum Umweltschutz und Recyclingfähigkeit, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen.

Langfristig müssen Strategien umgesetzt werden, Flächen hybrid zu nutzen, also urbanen Raum, Straßen und auch landwirtschaftliche Flächen so mit Solarmodulen auszustatten, dass die notwendige Energie erzeugt werden kann. Noch fehlen aber auf 89 % der geeigneten Dächer in Deutschland PV-Anlagen3. Die GLS Bank hat deshalb 2021 eine neue Offensive zur Installation von PV auf bestehenden Dachflächen von Unternehmen gestartet. Erfahren Sie mehr dazu auf der GLS Homepage unter „Photovoltaik Anlage jetzt“.

1 Vgl. IPCC, Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 2022
2 Vgl. Fraunhofer ISE, Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, 2022
3 Vgl. EUPD Research, 89 Prozent des Solarpotenzials noch ungenutzt, 2021

Einflüsse unserer Branchen auf Biodiversität

Branche Soziales und Gesundheit

Die negativsten Auswirkungen der Branche „Soziales & Gesundheit“ auf die Biodiversität gehen, genau wie bei „Wohnen“, von der Immobilie selbst aus. Erfreulich ist dahingehend, dass im Schnitt 72 % des Finanzierungsvolumens in der Branche 2021 für nachhaltige Baumaßnahmen aufgewendet wurden. Zudem bezogen beinahe vier von fünf Einrichtungen Ökostrom und genauso viele boten ihren Bewohner*innen und Nutzer*innen biologische und regionale Lebensmittel an.


Einflüsse unserer Branchen auf Biodiversität

Branche Bildung und Kultur

Auch die Branche „Bildung & Kultur“ verursacht hauptsächlich durch die Immobilien selbst negative Auswirkungen auf die Biodiversität. So wurde ungefähr die Hälfte des Finanzierungsvolumens in der Branche 2021 für nachhaltige Baumaßnahmen aufgewendet. Zudem bezogen – statistisch gesehen – beinahe drei von vier Einrichtungen Ökostrom. Genauso viele Kindergärten und Schulen boten biologische und regionale Lebensmittel an.

Die größte positive Wirkung im Bereich Biodiversität können Bildungs- und Kultureinrichtungen durch die Vermittlung von Naturerfahrung und -bildung erreichen. Denn wer die Natur zu schätzen weiß, wird sich eher berufen fühlen, auch alles für ihren Schutz zu geben.