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Stärkende Einflüsse

Effizienztheorie des Finanzmarktes

Nur allzu gut kennen wir alle die Beschwörung des Marktes, der alles regeln wird und effiziente Entscheidungen trifft. Immer wieder hat sich diese Vorstellung als nicht haltbar erwiesen und es wurden Regeln definiert, die Versäumnisse und Fehlentwicklungen der Marktkräfte besser eindämmen sollten, um sie dann im weiteren Verlauf wieder aufzuweichen. Eine nachhaltige Entwicklung jedoch braucht unter heutigen Bedingungen dringlich den Finanzmarkt und umgekehrt. Wir haben eine Theorie über den Finanzmarkt als Hebel des Wandels formuliert.

Nur allzu gut kennen wir alle die Beschwörung des Marktes, der alles regeln wird und effiziente Entscheidungen trifft. Immer wieder hat sich diese Vorstellung als nicht haltbar erwiesen und es wurden Regeln definiert, die Versäumnisse und Fehlentwicklungen der Marktkräfte besser eindämmen sollten, um sie dann im weiteren Verlauf wieder aufzuweichen. Eine nachhaltige Entwicklung jedoch braucht unter heutigen Bedingungen dringlich den Finanzmarkt und umgekehrt. Wir haben eine Theorie über den Finanzmarkt als Hebel des Wandels formuliert.

Erfahren Sie in der folgenden Ausführung mehr darüber.

Wir verstehen uns als Systemgestalterin - des Finanzsektors und der Gesellschaft.

Ein Kompass — die Effizienztheorie des Finanzmarkts — dem System den Spiegel vorhalten

Weltweit diskutieren Experten, Politiker, Zivilgesellschaft und Wirtschaftsakteure über die exponierte Rolle des Finanzmarkts als Katalysator für eine nachhaltige Entwicklung. Die Mobilisierung von marktwirtschaftlichen Kapitalströmen ist unabdingbar für die Finanzierung der Nachhaltigkeitsziele der lokalen, nationalen und internationalen Gemeinschaften. Dabei geht diese Vorstellung einher mit einer Wahrnehmung, die Finanzmärkten unterstellt, dass diese Märkte funktionell-effizient Kapitalgeber und Kapitalnehmer zusammenbringen. Für diese effiziente Funktion geht die Theorie davon aus, dass Märkte idealtypisch funktionieren und der Markt sich selbst regelt Diese ökonomische Idee ist jedoch reine Theorie und in der Praxis falsch. Der freie Markt hat dafür gesorgt, dass eine starke ökonomische Ungleichheit herrscht und die Ressourcen von Menschen, Tieren und der Planet ausgebeutet wurden.  Daher gilt  es,  neue Vorstellungen des Finanzmarktes zu schaffen. Dabei müssen Imperative einer sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaft in den Vordergrund gerückt und reine Wachstums- sowie Profitdogmen überwunden werden. Im Folgenden finden Sie die Darstellung und Beschreibung einer abgewandelten Effizienztheorie des Finanzmarktes. Wir sind der Überzeugung, dass wir unter Anwendung der hier beschriebenen Grundlogiken einen entscheidenden Beitrag zu einem  klimagerechten Wandel leisten können.

Das traditionelle Modell des Finanzmarkts

Traditionell geht die Finanzmarkttheorie davon aus, dass sich Kapitalgeber, also Menschen und Institutionen, die Kapital zur Verfügung haben, und Kapitalnehmer, also Menschen und Institutionen, die Kapital benötigen, auf dem Finanzmarkt zusammenfinden. Grundvoraussetzung hierfür ist die sogenannte Informationseffizienz. Dies bedeutet, dass alle Marktteilnehmer an einer symmetrischen Verteilung, Qualität, Tiefe und Verfügbarkeit von Informationen partizipieren und sich Kapitalnehmer und Kapitalgeber somit mündig zusammenfinden können.

Auf Basis dieser Informationen können Akteure unter der Maxime einer Allokationseffizienz, die für sie jeweils gewünschten Allokationsmaximen erreichen. Traditionell streben die Akteure dabei nach einer Balance aus Rendite, Liquidität und Risiko. Der Markt soll Kapital also dort verteilen, wo es benötigt wird., und dem Kapitalgeber und Kapitalnehmer eine Befriedigung der individuellen Interessen erlaubt. Die übergeordnete Funktion des Marktes ist dabei die Herstellung einer gesamtgesellschaftlichen Stabilisierungseffizienz, also die Gewährleistung von Beschäftigung, Wachstum und Infrastrukturaufbau als wesentliche Grundzüge einer Marktwirtschaft. Diese Stabilisierungseffizienzen geben den Rahmen für die Bedingungen des Marktes und werden in demokratischen Systemen auch implizit demokratisch beschlossen, indem Bürger*innen ihre Wahlstimme einer oder mehreren Parteien geben. Die Stimme richtet sich dabei nach einem bestimmten Ziel.

Dieses idealtypische Zusammenspiel aus Akteuren, Informations-, Allokations- und Stabilisierungseffizienz muss jedoch auf Basis der Geschichte und gar seit Gründung der Finanzmärkte stark angezweifelt und kritisiert werden. Das hat den Grund, dass zum Beispiel eine asymmetrische Kapitalkraft, Informationsverteilung und -güte, irrationale Verhaltensweisen, das Dogma des Profits und nicht zuletzt sozial-ökologisch nicht nachhaltige Stabilisierungseffizienzen zu einer dysfunktionalen Entwicklung des Finanzmarktes beitragen. Dadurch entstehen die uns bekannten Folgen wie instabile Finanzmärkte, Machtmonopole, starken Preisschwankungen für Rohstoffe und Nahrungsmittel, die Klimakrise und Krieg.

Von Finance zu Sustainable Finance? — System Change Stories

Nutzt man jedoch die Idee der idealtypischen Funktionsweise des Finanzmarktes und dreht diese um, ergeben sich vielversprechende Ansätze. Diese führen dem System die eigene Dysfunktionalität vor Augen, definieren mittels Marktmechanismen sozial-ökologische Argumente und stellen insgesamt die Frage nach der Nutzenstiftung vergangener Marktideologien für eine menschen- und umweltzentrierte Wirtschaftsweise.

Nehmen wir also an, wir vereinbaren, dass die sozial-ökologische Transformation das wichtigste Gut einer Wirtschaft sind und zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stabilisierungseffizienz führen, so müssten derzeit verfügbare Informationen zu den Nachhaltigkeitswirkungen von Kapitalnehmer und Kapitalgeber deutlich erweitert und allen Marktteilnehmern symmetrisch zugänglich gemacht werden.

Die Marktteilnehmer müssten dazu eine Mündigkeit zu den Herausforderungen, Bedingungen und Werten einer nachhaltigen Entwicklung aufbauen, diese für sich selbst definieren und selbst argumentieren. Aufseiten der Allokationseffizienz ergäbe sich die Notwendigkeit, den Dreiklang aus Rendite, Liquidität und Risiko um die Dimension Nachhaltigkeit zu erweitern, bzw. diese zu einem integralen Bestandteil des Dreiklangs zu machen da ohne deren Berücksichtigung diese Allokationseffizienzen nicht fundiert und ganzheitlich erfasst und realisiert werden können (siehe hierzu zum Beispiel das BaFin-Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken).

Es ergäbe sich also potenziell ein Kreislauf, der die Unzulänglichkeiten und Dysfunktionalitäten der bisherigen Funktionsweise von Finanzmärkten offenlegt und deren gewünschte Grundfunktion als stabilisierendes Element des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens in den Vordergrund rückt. Dadurch können konkrete Handlungsbedarfe abgeleitet werden, die der sozial-ökologischen Nachhaltigkeit zu einer echten Verankerung in wirtschaftlichen Prozessen verhelfen.

Der Finanzmarkt könnte somit die treibende Kraft für einen systemischen Wandel werden, insofern wir dessen negativen Tendenzen bestmöglich durch die Realisierung von Informations-, Allokations- und Stabilisierungseffizienz entgegenwirken. Ein letztes wichtiges Element der oben ausgeführten Überlegungen betrifft die Interpretationsschemata, mittels derer Informationen gefiltert und gedeutet und dann für Allokationsentscheidungen nutzbar gemacht werden. Nehmen wir zum Beispiel an, wir nutzen ausschließlich Nachhaltigkeitsinformationen, die uns Auskunft über Risikominderung oder verbesserte Renditerisikoprofile gewähren, werden normativ- ethische Ansprüche tendenziell nicht ausreichend berücksichtigt. Das mündige Subjekt, der Rahmengeber und alle Akteure des Finanzmarktes haben also die Möglichkeit, Ansätze zu entwickeln, die das bestmögliche Interpretationsschema für effiziente Allokationsentscheidungen und die Erreichung von sozial-ökologischer Stabilisierung erlauben.

Wirkungsmessung

Konzept und Methodik der GLS Wirkungsmessung

Die GLS Bank ist als sozial-ökologische Bank zugleich gesellschaftliche Mitgestalterin. Wie wir unsere Wirkung verstehen, uns für den Wandel einsetzen und in welchen Logiken und Modellen wir denken, erfahren Sie im folgenden Methodikkapitel. 

Um das Transparenzversprechen der GLS Bank zu erweitern, implementieren wir die GLS Wirkungsmessung und Wirkungstransparenz für die verschiedenen Bereiche im Kerngeschäft der Bank, insbesondere das Kreditgeschäft und unser Engagement an den Kapitalmärkten. Um unsere Wirkung gemeinsam denken, verstehen und stärken zu können, orientieren wir uns an bestehenden Konzepten und Ansätzen der Wirkungsmessung. Damit schlagen wir die Brücke zwischen wissenschaftlichem Anspruch und Praxistauglichkeit.

Ein gemeinsames Wirkungsverständnis

Unter Wirkung verstehen wir grundsätzlich ein bewirktes Ergebnis oder eine Veränderung eines Zustandes, resultierend aus einer intendierten oder nicht-intendierten Kraft, Intervention oder sonstiger Beeinflussung. Hinzu kommt, dass Wirkung ganz unterschiedliche Facetten und Dimensionen aufweisen kann. Dazu zählen u.a. die zeitliche Perspektive (kurzfristige vs. langfristige Wirkung), die Intention (geplante vs. ungeplante Wirkung), die Wertigkeit (erwünschte vs. unerwünschte Wirkung) sowie der Betrachtungsrahmen (etwa individuelle vs. gemeinsame Wirkung). Neben dieser Mehrdimensionalität der Wirkung lässt sich festhalten, dass Wirkung kein statisches Phänomen ist, sondern vielmehr als Prozess verstanden werden kann. Zudem findet eine sozial-ökologische Wirkung, wie wir sie verstehen, nicht isoliert statt, sondern ist immer in einen Kontext eingebettet.

Wirkung messen: Zwei Konzepte

Um die Komplexität des Begriffs Wirkung zu reduzieren und gleichzeitig in eine operative Wirkungsmessung und -transparenz überzugehen, verwenden wir zwei komplementäre Konzepte aus dem wissenschaftlichen Diskurs zur Wirkungsmessung im sozialen und non-profit Bereich: die so genannte Theory of Change (ToC) und das Logikmodell Input, Output, Outcome, Impact (IOOI).

Diese Modelle und wie wir sie in unserer Wirkungsmessung anwenden, erfahren Sie hier.

Die Theory of Change

Die Theory of Change, also die Theorie (bzw. Theorien) der Veränderung, zeichnet das große Ganze, worauf hingewirkt werden soll, welches Verständnis von Wirkung vorherrscht, welche Werte und Annahmen über die Welt vorliegen, welche großen Ziele erreicht werden sollen und wie der Fahrplan auf dem Weg dorthin aussehen könnte. Vereinfacht gesagt, versorgt uns die Theory of Change mit dem nötigen methodischen Werkzeugkasten und offenen Diskursräumen, um gemeinschaftlich die langfristigen Ziele unserer Wirkung vorzudenken, über Werte, Annahmen und Utopien zu sprechen und zu streiten, sowie kausale Zusammenhänge zwischen Beeinflussungen und projizierter Zielwirkung zu entdecken und zu verstehen. Diese Freiräume zum gemeinschaftlichen Denken bilden die Grundlage, um anschließend geeignete Möglichkeiten der Beeinflussbarkeit von Wirkung erkennen und lenken zu können. Dabei ermöglicht der Ansatz der Theory of Change, zielgerichtet die Stellschrauben, Interventionsmöglichkeiten und Bedingungen abzuleiten, die genutzt werden und gegeben sein müssen, um eine erwünschte Wirkung zu erreichen. Darüber hinaus werden bei dieser Methodik übergeordnete Indikatoren oder Zielbilder erarbeitet und in ein Narrativ eingebettet.

Ganz konkret mündet die Theory of Change in den eingeführten GLS Zukunftsbildern, die gemeinschaftlich und diskursiv erarbeitet wurden. Sie zeigen auf, welche Zukunft wir gestalten möchten.

Für jedes Zukunftsbild haben wir fünf übergeordnete Indikatoren definiert, die die Zukunft abstecken. Wir sprechen hierbei von so genannten Qualitäten, die die Zukunft aufweisen soll. Dabei haben wir für unsere sechs Branchen und das jeweilige Zukunftsbild insgesamt 30 Qualitäten erarbeitet.

Theory of Change in der Praxis

Diese abstrakte Herangehensweise wird am Beispiel der Branche Wohnen deutlich: Durch die Theory of Change konnten wir unsere Werte und Annahmen explizit festhalten, etwa, dass Wohnen ein Grundbedürfnis darstellt und essenziell ist für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir sehen auch, dass aktuell das Thema Wohnen viele Herausforderung mit sich bringt. Damit meinen wir die Gentrifizierung, die zunehmende Trennung von Arm und Reich in verschiedene Wohngegenden sowie unterschiedliche Lebensqualitäten und Zugang zu bezahlbarem Wohnraum in der Stadt und auf dem Land. Als Zielgruppe stehen die Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Wohn- und Lebens-Bedürfnissen in unserem Fokus. Als übergeordnete Indikatoren haben wir u.a. die Qualitäten bezahlbarer Wohnraum, soziale Vielfalt und nachhaltiges Bauen definiert. Diese tiefergehende Auseinandersetzung erlaubt es uns, die geeigneten Interventionsmöglichkeiten und erforderlichen Bedingungen zu identifizieren, um unser Zukunftsbild bestmöglich zu erreichen. Anders formuliert können wir durch die konzeptionellen und diskursiven Vorüberlegungen im Theory of Change Prozess den Kompass einnorden und das Wertefundament aufbauen, um die Wirkungsmessung in ein operationalisierbares Instrument zu überführen.

Die Input, Output, Outcome, Impact (IOOI) Logik

Genau an dieser Stelle setzt die Input, Output, Outcome, Impact Logik an. Sie bietet uns einen logischen Rahmen, um den Veränderungsprozess auf der operationalen Ebene besser zu verstehen, messbar zu machen und zu beeinflussen. Während die Theory of Change also das große Ganze in den Blick nimmt, fokussiert sich das IOOI Modell auf spezifische Handlungs- und Wirkungsketten. Das IOOI Modell sorgt dafür, dass wir Indikatoren bestimmen und strukturieren. Wir sprechen dabei von einer Methode der Wirkungslogik. Konkret werden dabei die nachfolgenden Komponenten betrachtet: Unter Input werden die eingesetzten Ressourcen verstanden, die in die Wirkungskette eingebracht werden. Dabei kann es sich um materielle Ressourcen (Geldmittel, Arbeitsstunden, Werkzeuge) und immaterielle Ressourcen (Netzwerke, Wissen und Fähigkeiten) handeln.

Diese Ressourcen bilden die Grundlage für den möglichen Output innerhalb der Wirkungskette. Als Output können alle Interventionen und Maßnahmen verstanden werden, die auf eine Wirkungsänderung einzahlen. Dabei handelt es sich z.B. um die Anzahl von durchgeführten Schulungen, neue Schulplätze, mehr Wohnfläche, mehr Windräder usw. Diese facettenreichen Interventionen können zu einer unmittelbaren Veränderung führen. In diesem Fall sprechen wir vom so genannten Outcome. Dabei handelt es sich um erkennbare Wirkungen beispielsweise auf Verhalten, Wissensstand oder Einstellung.

Das letzte Glied der Wirkungskette bildet der Impact, also jene langfristige und umfassende Wirkung, die gesellschaftlich verzeichnet wird und über die eigentliche Zielgruppe hinaus zu erkennen ist.

Gemäß dem IOOI Modell sprechen wir immer dann von Wirkung, wenn eine geplante Intervention (Output) eine erkennbare Veränderung bei Outcome und Impact erzielt.

Bei der GLS Wirkungsmessung haben wir auf der operativen Ebene das IOOI Modell stets vor Augen. Dabei betrachten wir aktuell insbesondere die „Kettenglieder“ Output, also die messbaren und nachweisbaren Interventionen sowie den Outcome, also unsere Zielbilder und Qualitäten innerhalb des jeweiligen Zukunftsbildes (siehe unten zu ‚Proxy-Indikatoren‘). Für unsere sechs Branchen mit ihren jeweiligen Branchensegmenten haben wir etwa 200 Output-Indikatoren erarbeitet. Die eingesetzten Ressourcen betrachten wir zum jetzigen Stand lediglich aus einer ökonomischen Betrachtungsbrille, etwa indem wir im Kreditgeschäft konkret nachvollziehen können, welche Kreditvolumina in jeder Branche vergeben werden. Mittelfristig möchten wir die eingesetzten Ressourcen noch viel stärker aus einer ganzheitlichen, nicht-monetären Brille betrachten und gemeinsam mit unseren Partner*innen auch hier in eine Diskussion über Wirkung einsteigen. Gleiches gilt für den Aspekt des langfristigen gesellschaftlichen Impacts. Hier stehen wir gerade in den Startlöchern und möchten Wege aufzeichnen, um unsere langfristige und umfassende Wirkung besser zu verstehen und darüber in den Austausch zu treten.

Bereits jetzt schafft das IOOI Modell – auf der Ebene der Output-Indikatoren – die konzeptionelle Grundlage, um Output-Indikatoren zielgerichtet zu entwickeln und zu verwenden.

Wir sind überzeugt davon, dass Output-Indikatoren (ganz analog zur Wirkung generell) mehrere Dimensionen aufweisen können. Deshalb weisen die von uns verwendeten Indikatoren verschiedenen Dimensionen bzw. Tiefen auf. Wir unterscheiden dabei zwischen dem blanken Indikator an sich, der zugrundeliegenden Qualität, die der Indikator abbildet, sowie den Kontext, in den der Indikator eingebettet ist. Dies wird am Beispiel der Branche Wohnen deutlich: Wir erfassen hier bspw. die m² der Wohnfläche (Rohindikator), die durchschnittliche Miete je m² (Qualitätsfaktor) und setzen diese in Vergleich zum Mietspiegel (Kontextfaktor). Zusätzlich beleuchten wir weitere Qualitäten der Wohnfläche, etwa hinsichtlich der Mitbestimmungsrechte, der Vielfalt im Quartier und des Mieter*innenschutzes. Diese Mehrdimensionalität eröffnet uns dabei erneut die Möglichkeit, mit unseren internen und externen Anspruchsgruppen in Gespräche über Wirkung einzusteigen.

Proxy-Indikatoren

Die so genutzten mehrdimensionalen Indikatoren helfen uns dabei, die einzelnen Aspekte und Vorrausetzungen von gesellschaftlicher Wirkung in Bezug auf unsere Zukunftsbilder zu analysieren und zu diskutieren. Wir sprechen hierbei von Proxy-Indikatoren, denen wir eine Hebelwirkung auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse unterstellen. Mit Bezug zum oben genannten Beispiel aus der Branche Wohnen würde dies vereinfacht gesagt bedeuten, dass wir dem Indikator der ‚durchschnittlichen Miete je m²‘ eine Hebelwirkung auf die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum unterstellen. Setzt man diesen Indikator mittels des Kontextfaktors in Vergleich zum Mietspiegel des jeweiligen Quartiers/Stadtteils, können wir abschätzen, inwiefern ein entsprechendes Wohnprojekt zur Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum im Stande ist. Bei der Erstprüfung dieses Indikators haben wir auswerten können, dass unsere finanzierten Wohnimmobilien einen durchschnittlich 12 Prozent niedrigeren Mietpreis je m² im Vergleich zum Mietspiegel des jeweiligen Quartiers aufweisen. Dies allein reicht zwar noch nicht zur eindeutigen Ableitung eines Beitrags zu bezahlbarem Wohnraum aus, ist aber ein erster wichtiger Proxy-Indikator für die Erfassung dieses Beitrags. Ergänzt man diese Erkenntnis um Indikatoren, die Hebelwirkung in Bezug auf nachhaltiges Bauen, Mitbestimmungsrechte, der Vielfalt im Quartier und des Mieter*innenschutzes ausdrücken, nähert man sich schrittweise dem Nachweis einer Wirkung auf gesellschaftliche Zukunftsbilder.

Nicht immer sollen die Indikatoren nur eine Hebelwirkung entfalten können. In einigen Fällen nutzen wir Indikatoren auch, um einen gewissen Diskurs durch empirische Daten zu untermauern. Dadurch stärken wir unser Verständnis einer Herausforderung, dessen Daten, Fakten und Bedingungen und vor allem den notwendigen Stellschrauben für Lösungsansätze. Zusammengefasst wird dies unter dem Begriff „System-change Stories“ (Geschichten des Systemwandels).

Transparenz & Reflektion als Grundlage für den sozial-ökologischen Wandel

Die Ergebnisse unserer Wirkungsmessung machen wir allen Kund*innen, Mitglieder*innen und Interessierten transparent. Unser Ziel ist es, den Menschen der GLS Gemeinschaft offen zu legen, wie wir gemeinschaftlich Geld als sozial-ökologisches Gestaltungsmittel einsetzen können. Dabei wollen wir eine möglichst hohe Alltagsrelevanz erreichen. Dies bedeutet, dass wir unsere Wirkungstransparenz bei den alltäglichen Kaufentscheidungen unserer Kund*innen (Kaufgeld), dem Sparen & Investieren (Leihgeld) und der Spendentätigkeit (Schenkgeld) sichtbar machen und damit mündige Entscheidungen unterstützen wollen. Dies geschieht dann sowohl auf Ebene der individuellen Kund*innen mittels Informationen zur persönlichen Wirkung, als auch auf Ebene der GLS Gemeinschaft zur gemeinsamen Wirkung. So entstehen gemeinsames Bewusstsein, Verständnis und Gestaltungskraft für einen sozial-ökologischen Wandel.

Die Ergebnisse dienen aber ebenso zur kritischen Reflektion unseres eigenen Handelns als GLS Bank. Erreichen wir positive gesellschaftliche Wirkung? Werden wir unserem Auftrag des Einsatzes von Geld als gesellschaftlichem Gestaltungsmittel gerecht? Können wir unsere Kund*innen in ihrer Wirkung stärken? Welche Aspekte unserer Arbeit oder der allgemeinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen wir verbessern? Die gemeinsame Diskussion, der Blick auf die eigene und die gemeinschaftliche Wirkung ermöglicht ko-kreative Prozesse und Veränderungen.

Die Inhalte der Wirkungstransparenz werden somit stetig weiterentwickelt, da sich Rahmenbedingungen, Bedürfnisse und Erkenntnisse ändern und wir laufend neue Lösungsansätze entwickeln müssen und wollen. Gestalten Sie mit, für eine Zukunft, die wir wollen! 

Bei Interesse an einem Austausch schreiben Sie uns an unter wirkungstransparenz@gls.de. Wir freuen uns auf Ihre Perspektiven.