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Wirkungstransparenz

Wohnen

Mit dem Zukunftsbild für unsere Branche Wohnen beschreiben wir, wie wir durch unsere Finanzierungen die sozial-ökologische Bauwende unterstützen und welche Aspekte des guten Wohnens für Mensch und Mitwelt wir als wesentlich erachten. Neben den sozialen Komponenten wie gerechte (Miet-)Preise, Mitsprache der Mieter*innen, positive Auswirkungen auf die Nachbarschaft und das soziale Miteinander, achten wir insbesondere auf nachhaltige Baustoffe und klimaverträgliches Wohnen. Im Fokus unserer Finanzierungen stehen gemeinschaftliche Wohnprojekte jeglicher Rechtsform, die ein selbstbestimmtes (und oftmals selbstverwaltetes), generationenübergreifendes Wohnen ermöglichen. Daneben finanzieren wir private Baufinanzierungen (inklusive Baugruppen) sowie nachhaltige Wohnimmobilien.

Die verschiedenen Dimensionen des Zukunftsbilds Wohnen verstärken sich teilweise gegenseitig. So gehen Nutzungsrecht und bezahlbarer Wohnraum oft Hand in Hand, wenn wir unsere Kund*innen darin bestärken, beispielsweise auf Profitorientierung zu verzichten oder wir uns dafür einsetzen, genossenschaftliche Wohnprojekte umzusetzen. In anderen Fällen stehen sich zunächst gegensätzlich wirkende Interessen gegenüber. Ein Beispiel sind energetische Sanierungen, die sich langfristig rentieren, die Warmmiete senken können, kurzfristig aber Preissteigerungen mit sich bringen kann, wenn die Investitionen über die Miete finanziert wird. Es ist uns ein Anliegen, die unterschiedlichen Dimensionen in jedem Fall abzuwiegen, positive Aspekte zu fördern und im Idealfall unter einen Hut zu bringen.

Jedes Zukunftsbild einer Branche besteht aus fünf Qualitäten, die wir als zentrale Hebel des sozial-ökologischen Wandels innerhalb der Branche identifiziert haben. Jede einzelne Qualität greift mediale, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Aspekte auf und eröffnet in Verbindung mit den übrigen Qualitäten eine Diskussion für eine gemeinsame Gestaltung unserer Zukunft.

Unser Nachhaltigkeitsbericht ist ein Schritt hin zu einer Integration verschiedener Berichtsformate und -standards. Daher enthält diese Seite bereits Inhalte aus

  • der Gemeinwohlökonomie (GWÖ)-Matrix:
    GWÖ B1.2, GWÖ B3.2, GWÖ D4.2, GWÖ E1.1, GWÖ E4.1
  • unserem GRI Datenbericht:
    GRI FS1, GRI FS2.

Die Wichtigkeit von Nachhaltigem Bauen ist in unserem Zukunftsbild festgeschrieben. Der anhaltende Immobilienboom bringt weitere Neubauten und oft damit verbunden, Flächenversiegelung mit sich. Aus Kostengründen wir zu oft noch auf konventionelle Bauweisen gesetzt, die mit einem hohen Rohstoff- und Energieaufwand einhergehen. Da es in Deutschland kaum mehr Bevölkerungswachstum gibt, ist die Sanierung von bereits bestehendem Wohnraum oft die sinnvollste Methode, um Wohnraum zu verbessern und gleichzeitig den Energieverbrauch zu senken. Planetare Grenzen erfordern ein Umdenken in der Baubranche hin zu natürlichen und wiederverwendbaren Rohstoffen, auf langfristige und flexible Nutzung ausgerichtete Architektur und Energieeffizienz sowie -erzeugung durch die Immobilien selbst.

Einem zunehmenden Trend zu starker Homogenität im Stadtviertel wollen wir durch die Förderung der Sozialen Vielfalt entgegenwirken. Das gelingt besonders gut in gemeinschaftlichen Wohnprojekten, wie wir aus über 45 Jahren Erfahrung wissen. Wo Jung und Alt, Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Einkommen aufeinandertreffen, lebt es sich besonders gut. Denn: Die Stadt gehört allen. Soziale Vielfalt erlaubt Austausch, Kreativität, Offenheit, Mitbestimmung. Auch dem Gefühl einer gespaltenen Gesellschaft, dass sich durch aktuelle Krisen verstärkt hat, kann dadurch entgegengewirkt werden. Ein weiteres Spannungsfeld sind die immer weiter steigenden Kosten für Wohnraum. Obwohl Grund und Boden nach Artikel 15 Grundgesetz einen Sonderstatus genießen ist Wohnraum in Zeiten von Nullzinsen vor allem in Städte zu einem der interessantesten Spekulationsobjekte für Wohlhabende geworden. Boden ist darüber hinaus vielmehr ein Nutzungsrecht als eine handelbare Ware. Deshalb machen wir uns stark für Bezahlbaren Wohnraum. Diese Krise ist mittlerweile auch in vielen ländlichen Regionen spürbar und in Hotspots wie München, Berlin oder Frankfurt haben Immobilienpreise längst ein verträgliches Maß überschritten. Spekulationen und Investitionen von vermögenden Privatpersonen und Konzernen nehmen selbst Menschen mit mittleren Einkommen die Möglichkeit, ihren Wohnraum frei zu wählen. Migrant*innen werden auf dem Wohnungsmarkt zusätzlich diskriminiert. Kulturschaffende, die ein Quartier attraktiv gemacht haben, ziehen auf der Suche nach Vielfalt, Kreativität und bezahlbarem Wohnraum weiter. Wir setzen uns ein für ein angemessenes Verhältnis zwischen Einkommen und Mietkosten und für eine bedarfsgerechte Wohnfläche.

Deutschland ist das Land in der EU mit der geringsten Eigentumsquote von Wohnraum1, weshalb es besonders wichtig ist, Eigentum, oder Teilhabe an Wohnungsbaugenossenschaften, zu ermöglichen und Mieter*innen ein faires Nutzungsrecht zu gewährleisten. Insbesondere in Zeiten von Corona ist es für Mieter*innen essenziell, Nutzungsrechte an der eigenen Wohnung zu haben, die über die gesetzlichen Regeln hinausgehen. Wohnen als Grundbedürfnis des Menschen benötigt einen besonderen Schutz und daher z.B. einen Kündigungsschutz, der mehr bietet als das gesetzliche Mindestmaß. Neben rechtlichen Aspekten wollen wir in unseren Projekten die Mitbestimmung der Menschen gezielt fördern und ermöglichen. Insbesondere bei großen Wohnungskonzernen können sich die Mieter*innen oft kaum in ausreichendem Maße in Entscheidungsprozesse (z.B. hinsichtlich Sanierung und Modernisierung der Immobilie) einbringen. Wir machen uns stark für die Einbindung aller wohnungspolitischen Akteure in den gesellschaftlichen Diskurs zu Belangen des Wohnens. Denn: Mieter*innen und Mitgesellschafter*innen kennen ihre (zukünftige) Immobilie und das Umfeld am besten. Deshalb muss ihr Wissen und ihre Meinung bei Bau oder Sanierung ebenso wie bei Miet- und Verwaltungsstrukturen einfließen, am besten vertraglich abgesichert.

Die sozial-ökologische Wohnungswende voranbringen und dabei selbstkritisch bleiben

Was haben wir als GLS Bank im Jahr 2021 gemeinsam mit unseren Firmenkund*innen konkret bewirkt? Wo sind wir bereits gut aufgestellt und bei welchen Themen bestehen noch Verbesserungspotentiale?

Erfreulich ist, dass wir allein durch unsere Kredite an Firmenkund*innen im letzten Jahr mehr als 914 neue Wohneinheiten ermöglichen konnten. Zur Einordnung dieses Ergebnisses lassen sich verschiedene Vergleichsgrößen heranziehen. Blicken wir zunächst auf den Wohnungsmarkt in Deutschland: Laut der Studie „Bezahlbarer Wohnraum 2022“ wurden 2021 wie bereits im Vorjahr ca. 300.000 Wohnungen fertiggestellt. Der Anteil der seitens der GLS Bank finanzierten Wohnungen beträgt damit 0,3 %. Zu beachten ist hierbei, dass die GLS Bank neben den Krediten an Firmenkund*innen auch private Baufinanzierungen anbietet, wodurch der tatsächliche Anteil an den neuen Wohnungen in Deutschland höher ausfällt. Hinzu kommt, dass wir als GLS Bank schwerpunktmäßig gemeinschaftliche Wohnprojekte finanzieren. Deshalb empfiehlt sich eine weitere Einordnung:

In den 914 finanzierten Wohneinheiten der GLS Bank sind vielfältige Projekte und Ansätze für gemeinschaftliches Wohnen enthalten, etwa der Ausbau eines Dachgeschosses oder Zusammenschluss mehrerer Mehrfamilienhäuser zu einer Wohnanlage. Mit 333 Wohneinheiten stellen Genossenschaften ein Drittel der zusätzlich geschaffenen Wohneinheiten bereit. Insgesamt leisten wir damit einen Beitrag zu gemeinschaftlichen und langfristig orientierten Eigentumsformen, bei denen die Mitglieder der Wohnprojekte umfangreich in Entscheidungsprozesse eingebunden sind.

Unser Fokus liegt auf der Finanzierung bezahlbaren Wohnraums. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass jeder Neubau, jede Sanierung und jede Nachverdichtung Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Nachbarschaft hat. Daher wollen wir noch besser verstehen, welche potenziell negativen Auswirkungen die von uns finanzierten Bauvorhaben auf die Umwelt haben und wo noch Potentiale bestehen, diese so weit wie möglich zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund gehört die Qualität Nachhaltiges Bauen zu unserem Zukunftsbild der Branche Wohnen. Nachfolgend betrachten wir unsere Wirkung auf diese Qualität im Detail.

Da jedes Bauvorhaben einzigartig ist, unterscheiden sich auch die genutzten Maßnahmen, um Aspekte des nachhaltigen Bauens einzubeziehen. Hinsichtlich der ökologischen Aspekte gehören hierzu bspw. der Einsatz regenerativer Energien (Photovoltaikanlage, Kleinwindkraftanlage, Solarthermie, Geothermie, Luftwärmepumpe o.ä.), die Steigerung der Energieeffizienz (z.B. stromsparende LEDs statt konventioneller Glühbirnen), Elektroladesäulen für Autos und/oder Fahrräder, die Verwendung von schadstoffarmen und ökologischen Baustoffen sowie Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenversiegelung und des Flächenverbrauchs. Zu den sozialen Aspekten des nachhaltigen Bauens zählen u.a. Maßnahmen zum barrierefreien Zugang zum Gebäude und allen Ebenen (z.B. durch Fahrstühle, extrabreite Türen und Blindenführung), Gemeinschafts- und Rückzugsräume sowie angemessene Spiel- und Sportmöglichkeiten.

Sehr positiv ist, dass über 73 % der von uns im Jahr 2021 mitfinanzierten Wohneinheiten explizit Maßnahmen zur Förderung von Klima- und Umweltschutz durch nachhaltiges Bauen nutzen. Knapp 27 % nutzen noch keine gezielten Maßnahmen für nachhaltiges Bauen. Dies kann mehrere Ursachen haben. Bauen ist in Deutschland verhältnismäßig teuer und stark reguliert. Auch wenn sich beispielsweise eine Photovoltaikanlage auf dem Dach mittelfristig mehr als amortisiert, erhöht sich dadurch zunächst der Finanzierungsbedarf. Nicht jede Genossenschaft oder jedes freie Wohnprojekt hat dafür – insbesondere in Zeiten von rasant steigenden Grundstücks- und Immobilienpreisen – den finanziellen Spielraum. Auch das Baurecht lässt nicht immer nachhaltige Baumaßnahmen zu. So könnte die ökologische Dämmung und damit die Senkung des Energieverbrauchs am Denkmalschutz des Altbaus scheitern. Auch können nicht in jeden Altbau oder Bestandsbau ohne weiteres ein Fahrstuhl oder extrabreite Türen eingebaut werden. Und weil die Dachbegrünung laut den örtlichen bauordnungsrechtlichen Regelungen vielleicht nicht zu den anderen Dächern mit Ziegeln passt, müssen auch hier Abstriche gemacht werden. Steuerliche Aspekte können ebenfalls ein Hindernis auf dem Weg zu nachhaltigen Baumaßnahmen darstellen. So gestaltet sich beispielsweise die Mieterstromnutzung bei Genossenschaften und weiteren Rechtsformen für Wohnprojekte als steuerlich schwer umsetzbar. Hinzu kommt, dass das Wissen hinsichtlich nachhaltiger Baumaßnahmen noch nicht bei allen Bauprojekten und Gemeinden vorhanden ist, etwa im Hinblick auf ökologische Bau- und Dämmstoffe.

So vielfältig wie die Maßnahmen für nachhaltiges Bauen gestaltet sich auch die Spanne des Finanzierungsvolumens unserer Firmenkund*innen für nachhaltige Baumaßnahmen. Im Durchschnitt betrug der Anteil des Finanzierungsvolumens für nachhaltiges Bauen bei den von uns finanzierten Wohnprojekten 48,5 %. Interessant ist dabei jedoch die durchschnittliche Verteilung der Finanzierungsvolumina: Nur 23 % wenden null Prozent des Finanzierungsvolumens für nachhaltige Baumaßnahmen auf. 45 % nutzen über 50 Prozent für nachhaltige Baumaßnahmen und 26 % der Wohnprojekte verwenden das gesamte Finanzierungsvolumen für Aspekte des nachhaltigen Bauens.

Festzuhalten bleibt, dass der Spagat zwischen bezahlbarem Wohnraum, der geschaffen werden soll, und nachhaltigen Baumaßnahmen, die die Wohn- und Lebensqualität steigern, nicht in allen Fällen aufgelöst werden kann. Einen ersten Schritt sehen wir darin, ebendiesen (vermeintlichen) Spagat so früh wie möglich in den Finanzierungsgesprächen anzusprechen und gute Lösungen für jedes individuelle Bauvorhaben zu finden. Diese Möglichkeit ergibt sich u.a. bei öffentlichen Grundstücksvergaben. In vielen Fällen sind die kommunalen Auflagen hinsichtlich ökologischer Baumaßnahmen vergleichsweise hoch. Gleichwohl können wir in der Planungsphase Ideen bzgl. Holzbau und Energiestandards in die Bauvorhaben einbringen. Durch neue Vergabebedingungen könnten sich hier in Zukunft noch weitere Chancen zur Stärkung von nachhaltigen Baumaßnahmen ergeben.

Ein wichtiger Teilaspekt der ökologischen Schadschöpfung von Wohnprojekten ist das Maß des Flächenverbrauchs (also die zusätzliche Inanspruchnahme von Boden für Siedlungsflächen, Verkehrswege und Flächen zur Erholung) und der Flächenversiegelung (die dauerhafte Versiegelung des Bodens, wodurch Niederschläge den Boden nicht mehr erreichen und damit letztlich die Funktionen des Bodens erheblich eingeschränkt werden). Laut Umweltbundesamt sind bereits 6,3 % der Gesamtfläche Deutschlands versiegelt.2 Was zunächst nach wenig klingt, bedeutet jedoch, dass wertvoller Boden und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen des Bodens dauerhaft substanziell beeinträchtigt werden. Hierzu gehören die Veränderung und Störung örtlicher und regionaler Wasserkreisläufe, eine verminderte Kühlungsleistung des Bodens sowie die Schädigung der Bodenfauna und damit der Bodenfruchtbarkeit. Hinzu kommt, dass eine Versiegelung des Bodens durch Beton, Asphalt oder Pflasterung nur sehr schwer – und meist nicht vollständig - rückgängig gemacht werden kann. Zwischen 1992 und 2018 hat laut Umweltbundesamt die Versiegelung des Bodens in Deutschland pro Jahr im Durchschnitt um 178 km2 zugenommen.2 In den Jahren 2019/ 2020 fiel die Flächenversiegelung mit 92 km2 zwar bereits deutlich geringer aus, lag damit aber immer noch bei 25 Hektar am Tag, was umgerechnet 35 Fußballfeldern entspricht. Vor diesem Hintergrund fragen wir bei den von uns finanzierten Wohnprojekten nach, ob bereits aktiv Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenversiegelung getroffen werden. Das Ergebnis: Im Jahr 2021 nutzten 63 % der Kreditnehmer*innen Maßnahmen, um die Flächenversiegelung zu verringern. Hierzu gehören u.a. Ansätze wie die Nutzung bestehender Flächen, Nachverdichtungen auf bereits versiegelten Flächen sowie der Ausbau von Gebäuden in die Höhe via Aufstockung oder Dachgeschossausbau. Dabei arbeitet die GLS Bank eng mit der Stiftung trias zusammen, die sich als gemeinnützige Stiftung gegen Bodenspekulationen und Bodenversiegelung und für gemeinschaftliche Wohnprojekte einsetzt. 

Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, dass bei etwas weniger als 40 % der durch die GLS Bank finanzierten Wohnprojekte noch keine gezielten Maßnahmen genutzt werden, um der Flächenversiegelung entgegenzusteuern. Dieses Ergebnis ist noch nicht zufriedenstellend. In der Praxis scheitert es oftmals an fehlenden Alternativen und am generellen, harten Wettbewerb um nutzbare Grundstücke in der aktuellen Bauboom-Phase. Niederschwellige Ansätze wie etwa Dachbegrünungen wollen wir auch bei unseren Firmenkund*innen noch stärker anbringen und auf eine Verwirklichung hinarbeiten.

Als GLS Bank ist es uns bei unseren Finanzierungen in der Branche Wohnen wichtig, dass sozial-ökologische Aspekte nicht nur zu Beginn des Bauvorhabens eine Rolle spielen, sondern fester und dauerhafter Bestandteil des Wohnprojekts sind. Denn es gilt: Auch über die Bauphase hinaus, können und sollten sozial-ökologische Aspekte ausreichend berücksichtigt werden, etwa im Hinblick auf das Miteinander im Wohnprojekt und im Quartier, auf die Betriebsökologie des Gebäudes sowie bei möglichen Erweiterungen, Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben – etwa die nachträgliche Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Ein wesentlicher Hebel, um dies zu ermöglichen, besteht in der Ausgestaltung der Satzung unserer Wohnprojekte (insbesondere bei Genossenschaften und Vereinen).

Hier zeigen unsere Ergebnisse: Bei den im Jahr 2021 finanzierten Wohnungen sind bei 19 % der Vorhaben ökologische Aspekte, die über das gesetzliche Mindestmaß hinaus gehen, explizit in der Satzung festgeschrieben. In weiteren 15 % der Fälle wurde dies erfüllt, aber nicht in einer Satzung festgehalten. Bei 44 % der Vorhaben sind soziale und ethische Aspekte, etwa im Hinblick auf den Umgang mit Mitarbeiter*innen, in der Satzung verankert. 21 % gaben dies an, ohne es explizit in der Satzung festzuhalten. Lediglich bei einem einzelnen Projekt, das über eine Satzung verfügt, sind weder soziale und ethische noch ökologische Aspekte in der Satzung festgeschrieben. Hierbei muss jedoch betont werden, dass die Satzungen und Wohnprojekte natürlich auch in diesem Fall alle geltenden rechtlichen Mindestanforderungen erfüllen müssen.

Neben den ökologischen Aspekten nachhaltiger Bau- und Wohnprojekte interessieren uns natürlich die sozialen und gesellschaftlichen Aspekte in der Branche Wohnen und wie die von uns finanzierten Wohnprojekte diese befördern. Deshalb verfügt unser Zukunftsbild über die Qualitäten Soziale Vielfalt und Nutzungsrecht. Nachfolgend geben wir einen Überblick, wie wir konkret auf diese beiden Qualitäten einzahlen und wo wir noch Raum für Verbesserung sehen.

Die Verteilung von Wohnraum wird zunehmend zu einer der zentralen Gerechtigkeitsfragen dieses Jahrhunderts. Durch unsere Erfahrung in der Branche Wohnen wissen wir: Die Lebensqualität ist oft dort am höchsten, wo Jung und Alt, Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Einkommen und Berufen, in einem bunten Kiez zusammenleben. Besonders geeignet sind hierfür gemeinschaftliche Wohnprojekte, die wir seit unserer Gründung mit unseren Finanzierungsangeboten ermöglichen. Umgekehrt setzen wir uns dafür ein, dem Trend zunehmender Gentrifizierung und Homogenisierung entgegenzuwirken. Unsere Ergebnisse zeigen: Bei 82,3 % der von uns mitfinanzierten Wohnungen setzen Kund*innen auf generationsübergreifendes Wohnen, und fördern damit die Diversität im Kiez. Immer mehr Menschen in Deutschland sind entweder alleinstehend (22,8 %) oder leben in Einzelhaushalten (42,3 %) (Statistisches Bundesamt, 2020)8. Deshalb erachten wir es als wesentlich, dass die von uns finanzierten Wohnprojekte einen starken Fokus auf generationsübergreifendes Wohnen legen und so die Gemeinschaft stärken.

Außerdem fördern 80 % der neu finanzierten Wohnprojekte aktiv die soziale Vielfalt im Quartier. Da passt es ins Bild, dass vieler unserer Kund*innen diese Leitidee bereits im Namen tragen. Schaut man sich unsere Kund*innen an, findet man immer wieder Begriffe wie alternativ, bunt, gemeinnützig, kreativ, solidarisch, genossenschaftlich und gemeinschaftlich.

Hinzu kommt, dass die von uns finanzierten Projekte aus dem Jahr 2021 zusammen mehr als 6.351 m2 Wohn- und Nutzflächen für Sonderwohnformen oder gemischte (gewerbliche) Nutzung freistellen. Das heißt die Bauvorhaben stellen neben den klassischen Wohnflächen auch Flächen für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bereit: Dazu können bspw. Läden im Erdgeschoss gehören, Wohnungen, die speziell an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst sind oder spezielle Wohnungen für Senior*innen und/oder pflegebedürftige Bewohner*innen. Durchschnittlich verfügen unsere Wohnprojekte über je 167 m2 Wohn- und Nutzfläche für Sonderwohnformen und schaffen somit Platz zur Stärkung der sozio-kulturellen und sozio-ökonomischen Vielfalt im Quartier. Bezogen auf die gesamte Wohn- und Nutzfläche beträgt der Anteil der Fläche für Sonderwohnformen bei unseren Wohnprojekten 11 %. Und wie sieht das in der Praxis aus? Im brandenburgischen Biesenthal entsteht ein gemeinschaftliches barrierefreies Wohnprojekt für alle Generationen in einem ökologischen Neubau mit Werkstätten, Ateliers und Projekträumen. In Marburg konnten wir für die Brot & Rosen GmbH die „Vila Morgenrot“ finanzieren um deren Vision von einer Welt des solidarischen Miteinanders, Teilens und Erhalts für zukünftige Generationen im Kleinen umsetzen. Neben der Sozialen Vielfalt erachten wir die Gestaltung der Nutzungsrechte als wichtigen Baustein für gutes Wohnen. Darunter verstehen wir insbesondere die Stärkung der Rechte der Mieter*innen über das gesetzliche Maß hinaus, insbesondere hinsichtlich des Kündigungsschutzes. Gerade in Krisenzeiten – wie der aktuellen Corona-Pandemie – ist es wichtig, die Sicherheit zu haben, dauerhaft in der eigenen Mietwohnung leben zu können. Deshalb ermitteln wir, über wieviel Wohnfläche mit lebenslangen Miet- und Nutzungsrechten die von uns neu-finanzierten Vorhaben verfügen. Das Ergebnis: Knapp 39 % unserer Wohnprojekte weisen lebenslange Miet- und Nutzungsrechte auf.

Eng verbunden mit der Frage der Laufzeit der Mieten und des Kündigungsschutzes ist der Aspekt der Profitorientierung. Im Zuge der stark gestiegenen Nachfrage nach Wohnungen in den deutschen Ballungszentren ist das Geschäftsmodell mit Mietwohnungen für viele Konzerne zunehmend lukrativ geworden. Durch die geplante Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia gehören dem Konzern bald über eine halbe Millionen Wohneinheiten. Für den Wohnungsmarkt in Deutschland dürfte das weitere Spannungen bedeuten. Auch der soziale Wohnungsbau ist oft „nicht mehr das was er einmal war“. Zu oft kommen Kommunen Investoren und Gesellschaften entgegen, um schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, erlauben dafür aber kürzere Sozialbindung. Bei einem insgesamt eher schleppenden Bau von Sozialwohnungen wird dadurch der seit Jahren anhaltende Trend, dass unter dem Strich jedes Jahr weniger Sozialwohnungen zur Verfügung stehen als zuvor, verstärkt.

Und wie steht es um die Wohnprojekte der GLS Bank?

Den Anteil der von uns vergebenen Kredite in der Branche Wohnen, die einen expliziten Verzicht auf profitorientiertes Wirtschaften in der Satzung vorsehen, konnten wir im Vergleich zum letzten Jahr von 66,7 % auf 84 % steigern. Auch bei den verbleibenden 16 % geht es nicht um exzessive Gewinne und die Ausschüttung von hohen Dividenden an die Aktionär*innen. Für unsere Kund*innen steht die „schwarze Null“ bei den Wohnvorhaben im Vordergrund. Der Fokus liegt auf der Schaffung von und Selbstversorgung mit bezahlbarem Wohnraum. Aus Erfahrung wissen wir: Projekte, die wir schon länger begleiten, nutzen stille Reserven und mögliche Überschüsse, um wieder neue Wohnprojekte anzuschieben. Freiwerdende Liquidität wird so in neuen Wohnraum reinvestiert.

Insgesamt gibt es bei drei von vier unserer Projekte demokratische Mitbestimmungsrechte für Mieter*innen womit die Preise sind von der Marktmiete entkoppelt sind. 2021 lagen die von uns mitfinanzierten Wohnungen 8,6 % unter dem Mietspiegel. Auf lange Sicht wird der Effekt noch deutlicher: Langfristig liegen die Mietpreise bei einigen von uns finanzierten Wohnungsgenossenschaften bis zu 50% unter dem Mietspiegel.

Zukunft denken, verstehen und stärken

Gemeinsam mit unseren Kund*innen realisieren wir gemeinschaftliche Wohnprojekte, die lebenswerten und bezahlbaren Wohnraum schaffen und dabei die ökologischen Auswirkungen im Blick behalten und minimieren. Damit wir in Zukunft noch besser auf unsere Qualitäten nachhaltiges Bauen, soziale Vielfalt, bezahlbarer Wohnraum, Nutzungsrecht und Mitbestimmung einzahlen. Zukünftig wollen wir noch besser verstehen, wie wir unsere Kund*innen dabei unterstützen können, den ökologischen Fußabdruck der Wohnprojekte vor, während und nach dem Bau weiter zu reduzieren, etwa im Hinblick auf die Versiegelung des Bodens und die CO2-Intensität des Gebäudes.

Wussten Sie schon?

Im Jahr 2021 haben wir gemeinsam mit unseren Firmenkund*innen 54.633 m2 zusätzlichen Wohnraum ermöglicht. Das entspricht mehr als 7 Fußballfeldern. Mit jedem dieser Quadratmeter tragen wir aktiv zu Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit hoher Wohn- und Lebensqualität bei.

Hinweis 

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen. Im Jahr 2021 konnten wir bereits für etwa die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. 

1 Vgl. Deutsche Bundesbank, Gründe für die niedrige Wohneigentumsquote in Deutschland, 2020

2 Vgl. Umweltbundesamt, Bodenversiegelung, 2022